marthe krüger information work archive contact
Das Ende der Kunst als die Fassungslosigkeit der Kunstkritik
Die auf die Ausstellung Kai Althoff: and then leave me to the commom swifts (und dann überlasst mich den Mauerseglern), die von September 2016 bis Januar 2017 im New Yorker Museum of Modern Art zu sehen war, reagierenden Kritiker scheinen diese nicht so recht zu fassen zu kriegen. Offenbar befindet sich Althoffs Kunst zwischen den Zuständen; ist bloßes Material und doch eine Art durchkomponiertes Gesamtkunstwerk, völlig selbstbezüglich und doch offen bis zur Porosität, gegenständlich bis zur scheinbaren Banalität und doch letztendlich unbeschreiblich. Althoffs entfesselte Ästhetik wächst potenziell über sich hinaus und befindet sich gerade deshalb jenseits von Legitimation und Definition. Der Künstler verweigert die Meta-Position; in seiner Arbeit bleibt alles auf einer schier endlosen Ebene und damit Ding unter Dingen. Eine Metaposition dazu einzunehmen, gar zu unterscheiden – elementar für Kritik – scheint unmöglich.
Arthur C. Dantos These zum Ende der Kunst begründet er mit eben dieser ästhetischen Ununterscheidbarkeit von Kunst und Nicht-Kunst. Dabei beruft er sich auf Hegels Entwicklungsmodell der Kunst, ignoriert dabei jedoch, dass Hegel die „romantische Kunst", der er genau diese schwindende Unterscheidung von Erhabenheit und Banalität als zentrales Merkmal attestiert, als Ausdruck des Christentum sieht. Gerade über der Leerstelle des Sakralen, die Kunst als post-christlich konstitutiv aufweist, erklärt sich ihre eigene ‚Sphäre‘. Darüber erschließt sich, dass Kunst nicht bloß ästhetische Erscheinung um ihrer selbst willen, sondern immer Erscheinung von etwas ist und doch aus allein dieser Erscheinung besteht.
Der Aufsatz ist nachzulesen in: Gesa Foken / Marthe Krüger (Hg.): Offenheitsästhetik. Gründe und Abgründe, erschienen bei Springer VS, Wiesbaden 2021.